Jubiläumslehrgang "30 Jahre Thomas Gerold"

23. Juni in Weilheim i.Ob.


Seit 30 Jahren steht der Kampfkünstler Thomas Gerold nun auf der Matte. Am 23. Juni feierte er, gemeinsam mit 100 Kampfkunstfreunden aus ganz Deutschland, dieses Ereignis. Großmeister, Meister und Schüler verschiedenster Stilrichtungen (Jiu-Jitsu, Taekwondo, Shaolin Tempelboxen, und Karate) versammelten sich in der Weilheimer Jahnhalle zu einem großen Lehrgang. Anwesend waren die Präsidentin des Deutschen Jiu-Jitsu Ringes Erich Rahn e.V., der Vorsitzende des Landesverbandes Süd, der Präsident des Deutschen Danträger- und Budolehrerverbandes e.V. sowie zahlreiche Inhaber und Leiter von Kampfkunstschulen mit ihren Schülern (von Huglfing bis Köln und Bad Reichhall bis Neuffen).

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Dass Kampfkunst nicht immer mit anderen Sportarten vergleichbar ist, zeigte sich auch daran, dass die „Funktionäre“ noch hochaktiv sind und zu den Besten ihrer Klasse zählen.
Daher war es nahezu selbstverständlich, dass 4 aus ihrem Kreis als Referenten des Lehrganges fungierten. Gerold, selbst Inhaber des 6. Dan Jiu-Jitsu und des 1. Kampfdan im Shaolin Tempelboxen lag viel daran, „die Besten“ zu bekommen. Es kam Lothar Sieber (10. Dan Jiu-Jitsu und 10. Dan Zen Do Karate) aus München, Andreas Woithon (8. Dan Jiu-Jitsu und 3. Kampfdan Shaolin Tempelboxen) aus Köln, Hannelore Sieber (8. Dan Jiu-Jitsu und 6. Dan Zen Do Karate) die gesundheitsbedingt im Training durch Bodo Blumentritt (4. Dan Jiu-Jitsu und 1. Dan Zen Do Karate) vertreten wurde, sowie Wolfgang Steinhauser (4. Dan Taekwondo) aus Senden bei Ulm.
Ungewohnt für alle Lehrgangsteilnehmer (so etwas hat es anlässlich eines Jiu-Jitsu-Lehrganges noch nie gegeben) - und somit war die Überraschung perfekt, kam auch der 1. Vorsitzende des TSV 1847 Weilheim e.V., Hr. Jürgen Bayer. Der „Erste Chef“, wie Thomas Gerold seinen Gast den Anwesenden vorstellte, hatte es sich nicht nehmen lassen, zu kommen. Er erinnerte sich gut an die Anfänge und hob den jetzigen Stellenwert der Kampfkunst in Weilheim hervor. Das ist Gerolds Verdienst; und dieser wurde genauso gewürdigt, wie seine sportlichen und ehrenamtlichen Leistungen. Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Tatkraft und Bescheidenheit zeichnen den Großmeister aus. Für sein sportliches Lebenswerk verlieh ihm Jürgen Bayer die höchste Auszeichnung des ältesten Sportvereins Oberbayerns, die goldene Ehrennadel. Gerold ist nun einer von nur 6 Inhabern dieser Auszeichnung.
Nach einem kurzen Aufwärmen ging es in die insgesamt 3 Trainingseinheiten. Die Gruppe wurde in Beginner (bis Grüngurt) und Fortgeschrittene geteilt. Trainingseinheit 1 und 2 wurde auf 2 Matten parallel gehalten, die 3. Einheit absolvierten alle Teilnehmer gemeinsam. Bodo Blumentritt zeigte seinen Schülern die Prinzipien „Drücke, wenn du gezogen wirst“, „Er schiebt, ich ziehe“ und „Fasst du mich, fasse ich dich“. Am Beispiel von Handumklammerungen und Würgeangriffen, wurden diese Prinzipien in Selbstverteidigungstechniken umgesetzt. Zeitgleich bereitete Thomas Gerold die Fortgeschrittenen auf die Trainingseinheit 3 vor. Die Arme hoch und die Fäuste zur Deckung ständig oben um dann blitzartig von hinten durch die Boxerangriffe hindurch, den Schutz des Angreifers zu durchbrechen und selbst Treffer zu landen, war das erste Ziel. Darauf folgten Selbstverteidigungstechniken gegen verschiedene Schwitzkästen, teilweise mit der entsprechenden Kontertechnik.
In der Trainingseinheit 2 gehörten die Fortgeschrittenen Lothar Sieber. Er zeigte aus seinem großen Repertoire Selbstverteidigungstechniken gegen Waffenangriffe (Stock- und Messerabwehren). Dabei wurde recht eindrucksvoll deutlich, dass sich das Angreiferverhalten im Laufe der Zeit geändert hat und auch der Verteidiger sich auf diese geänderte Situation einstellen muss. Konkret bedeutet das, kurze Angriffsdistanzen, blitzschneller Messerstich oder Stockschlag und unkontrollierte Nachstiche oder –schläge mit hoher Angriffsenergie. „Wir müssen auch darüber nachdenken, unsere Prüfungsordnung entsprechend zu ändern.“, kommentierte der Vorsitzende des Großmeisterkollegiums abschließend.
Nebenan schwitzten die Anfänger bei Wolfgang Steinhauser. Taekwondo, genauer gesagt, eine Auswahl an Kicks in Präzision ausgeführt, stand auf seinem Lehrplan. Nur wer eine Technik schulmäßig korrekt beherrscht, hat auch eine Chance, diese im Kampf wirkungsvoll einzusetzen. Wolfgang ist berühmt für seine mitreißenden und ausdauernden Trainingssequenzen. „Es war so warm und ich wollte etwas trinken, aber ich konnte mich einfach nicht losreißen.“, sagte eine Teilnehmerin anschließend.
Entgegen der sonstigen Trainingssituation, in der der Trainierende es eher mit Einzelangriffen zu tun hat (ein Fauststoß – fertig – Ausgangsposition – nächste Technik), ist Tempelboxen auf eine Kampfsituation ausgerichtet, die erst zu Ende ist, wenn der Gegner tatsächlich kampfunfähig ist. Dabei wird davon ausgegangen, dass es dem Verteidiger nicht gelingt, den Gegner gleich beim ersten Mal so empfindlich zu treffen, dass dieser gar nicht mehr weiterkämpfen kann. Des Weiteren geht der Tempelboxer davon aus, es immer mit mehreren Angreifern zu tun zu haben. Andreas Woithon führte die gesamte Gruppe sehr behutsam an diese, andere Sichtweise und Ausprägung des Kämpfens heran. Er erklärte zu Beginn, dass es darauf ankommt, die Bewegungsfolgen sehr langsam und konzentriert zu üben. „Man muss auch zulassen, sich überraschen zu lassen. Verbissenheit ist Fehl am Platz.“ So war es dann auch. Einfach aussehende Bewegungsfolgen mit nur 2 bis 4 Aktionen (Block gegen einen Fußstoß, Ableiten des Beines mit einem Unterarm und Eindrehen zur Beinsichel) wurden zur Herausforderung, auch für höhere Meisterschüler. Wer aufmerksam zugesehen, Neues auch innerlich zugelassen hatte und das Gezeigte konzentriert übte, konnte am Ende auch die Erweiterung „im Kopf“ fühlen. Mit der Demonstration eines kleinen Ausschnittes ihres Könnens, für das sie viel Beifall bekamen, schlossen unsere Kampfkunstfreunde aus Köln einen großartigen Lehrgangstag ab.
Das Auge des Kampfkünstlers ist geschult und reagiert schnell. Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen zeigte jedoch ein einzelner Mann allen anwesenden Kämpfern, dass alles Training nicht hilft und unsere Augen so schlecht sind, wie alle anderen auch. Giacomo, der Zauberer führte in das Land der Illusion. Fesselnd, integrierte er dabei auch sein ganzes Umfeld, inklusive des Bedienungspersonals. Wir haben viel gestaunt und viel gelacht.
2. Trainingstag, Sonntag, 10:00 Uhr. In der Jahnhalle haben sich die Gruppen aus Köln und Weilheim zu einer weiterführenden Trainingseinheit im Shaolin Tempelboxen zusammengefunden. Andreas wiederholte die Übungen des Vortages um in den anschließenden Freikampf überzuführen. Das Verhältnis: ein Kölner – ein Weilheimer, ging ganz gut auf. Die Arme oben und ständig auf die eigene Deckung bedacht, Angriffen ausweichen und abblocken, den Partner beobachten und seine nächsten Aktionen vorausahnen; dass alles miteinander kombiniert, ließ bereits nach 10 Minuten die Arme schwer und die Reaktionen langsamer werden. Die Atmosphäre war locker, entspannt, freundschaftlich und fröhlich. Behutsamkeit war angesagt. Andreas achtete darauf, dass sich immer wieder neue Paare fanden, um auch ein Gefühl für den Stil anderer zu bekommen. Immer waren es minutenlange Freikämpfe, in denen der Grundsatz des wirtschaftlichen Einsatzes der eigenen Kräfte, in der Kombination mit den zuvor erlernten Bewegungsabläufen trainiert wurde. Das oberste Gebot war und ist stets, die Gesundheit des Partners nicht zu gefährden.
Abschließend wurde festgestellt, dass der Erfolg sichtbar ist und sich Geduld im genauen Üben auszahlt. Ein rundum schöner und erfolgreicher Lehrgang endete mit dem Versprechen, die Verbundenheit nicht nur aufrecht zu erhalten sondern noch weiter zu vertiefen.
In diesem Sinne, danken wir allen Teilnehmern, Referenten und Freunden für Ihr Engagement und Ihre Treue.